Neulich kam die Frage eines Users auf, ob man einen TS kaufen kann, der Lift Probleme hat.

Dazu habe ich mal folgendes verfasst:
Man muss beim Kauf eines gebrauchten TS auch immer bedenken, das der Motor eine kleine Mimose ist, sprich seine Probleme hat.

Die massiven Probleme der Nockenwellen und den Liftbolts bei der TS sind Dir bekannt? Man sollte bei einem TS Kauf immer
jemanden dabei haben, der die TS kennt und weiss, wie diese Motoren laufen müssen (Klappern (Lagerschäden) und Leistung im
Lift (eingelaufene Nockenwellen und Liftbolts)

Letztes Jahr hatten wir hier 5 Lagerschäden an 2ZZ Motoren.

Als unerfahrener zu beurteilen, wie der 2ZZ läuft ist nicht so ganz einfach.
Es kommt auch drauf an, wie stark der Lift ist und wie sich der Motor im Lift verhält. Ob er bis zum Begrenzer dreht,
ob er vorher begrenzt, ob er leichte Aussetzer hat und ob er auch die Leistung hat die er haben sollte (bei eingelaufenen
Nocknwellen fehlt halt bspw. einfach der Luftdurchsatz, wodurch er zwar in den Lift geht, aber nicht die Leistung hat die er
haben sollte), oder ob er bei Eintritt in den Lift Fehlercodes wirft.

Daher ist es wichtig, einen erfahrenen TS Fahrer mit zu haben oder zumindest mal einen guten TS zum Vergleich gefahren zu sein.

Noch besser aber meist nicht vor Ort machbar, Ventildeckel abnehmen.

Die Ölpumpen sind übrigens auch ein Problem der 2ZZ, sodass es einige Hersteller gab, die bessere Ölpumpen für den 2ZZ
produziert haben bzw. die originalen überarbeiteten. Hat mitunter natürlich auch zu Motorschäden geführt.

Es ist ein toller Motor, aber man muss seine Schwächen kennen und nicht zuletzt den Pflegezustand, insbesondere
überdurchschnittlich häufige Ölwechsel - nicht zuletzt wegen der sehr filigranen, hydraulischen Steuerung des Lifts und auch des VVTi.

Das beste wäre natürlich, wenn Du die Möglichkeit hast, den Ventildeckel abzunehmen, um Dir die Nockenwellen anzuschauen.
Natürlich lässt sich da nicht jeder Verkäufer drauf ein.
Auch der Fehlerspeicher muss ausgelesen werden, um Fehlercodes im VVTLi System zu prüfen.

Falls doch, kann ich Dir vorab schonmal sagen, was Du danach machen solltest, da es ein paar spezielle Dinge zu beachten gibt.
Ich erzähle mal kurz die nötigsten. Erstmal nen paar Stichwörter: Kerzenschaftdichtungen, Ventildeckeldichtung,
Abdichtung Übergang zum Steuergehäuse, Dichtring der Ölspraypipe, Durchblasen der Ölspraypipe, Dichtung des Entlüftungsrohrs.

Also: Man sollte eine neue Ventildeckeldichtung verbauen. Die ist nicht das Problem. Das Problem sind die Kerzenschachtringe.
Diese sind nicht mit dabei und müssen einzeln gekauft werden. Bei Toyota liegen die bei 15 EUR pro Stück. Es gibt aber auch
Ventildeckeldichtungen, wo die mit bei sind. Diese Dichtung mit Schachtringen liegt bei etwa 40-50 EUR.

Ventildeckeldichtung inkl. Schachtringe:


4x Kerzenschächte 11193-15010


Das Nächste ist die Dichtung des Entlüftungsrohrs...man kann sie mitmachen, muss man aber nicht. Die ist recht stabil:

1x Entlüfterrohrdichtung 12255-88600


Dann gibts den Öldichtring für die Spraypipe...die sollte man mitmachen:

1x O-Ring Öldüse 96741-19009


Ölspraypipe: Die Lebensversicherung für die Nockenwellen. Diese muss absolut frei sein. Diese war mitunter (unter anderem)
auch dafür verantwortlich, das die Nockenwellen einliefen. Die kann man mal mit nem Kompressor durchpusten.

Thema Übergang zum Steuergehäuse...es gibt da zwei Trennstellen auf dem Zylinderkopf, die man mit Dichtpaste selber
abdichten muss:




1x Dichtmasse Dirko HT oder ähnlich

Wegen Liftbolts: Klar! Wenn es noch nicht die neue Version ist - austauschen, auch bei starken Verriegelungsspuren:


Links alte Version - rechts neue Version

Liftbolts: 2x von Toyota ca. 0,76 pro Stück
90105-06293

Zu dem eigentlichen Thema: Kaufen oder nicht!

Hier vorab:
So sieht eine Lehrbuch eingelaufene Nocke aus:


So ein gebrochener Kipphebel (Teil fehlt):


Und so gebrochene Liftbolts:


...und wenn der Rest noch in der Kipphebelwelle drinsteckt:


Es empfiehlt sich, bei der Besichtung die Bolts nicht zu lösen...denn wenn sie beim rausdrehen brechen, hast Du ein Problem,
da man sie nicht ohne weiteres rausholen kann.

Solltest Du den Wagen nehmen und er hat gebrochene Liftbolts (meist an ruckeligem Lift zu spüren / gar kein Lift /
schlechte Leistung im Lift), schaut man erstmal, ob der Rest vom Liftbolt hoffentlich noch in der Kippeheblwelle
sitzt und nicht in den Motor gefallen ist bzw. gespült wurde.

Wenn er noch drin sitzt empfiehlt es sich, die Kippehebelwelle auszutreiben und das Teil sauber zu entfernen.
Das ist nicht ganz einfach, da die Kipphebelwellen absolut 100%ig in der richtigen Position wieder eingebaut werden
müssen (und die Nockenwelle, Kette, etc. raus bzw. runter muss)

Es gibt Leute die das direkt auch ausbohren, ohne alles zu entfernen, diese Methode ist aber mit Vorsicht zu genießen.

Sollten die Nockenwellen neu müssen, wirds natürlich teuer und kompliziert.
Nockenwellen bekommt man bei Toyota mit den Kipphebeln zusammen im Satz. Es empfiehlt sich, bei eingelaufenen Nockenwellen
die Kipphebel mitzutasuchen. Nicht ohne Grund gibt es die bei Toyota als Satz zur Nockenwelle. Die Kipphebel werden durch
das eingelaufene Nockenprofil entsprechend mitgeschädigt. Die Kipphebelwelle selber gilt es beim Ausbau auf Verschleiss zu prüfen.

Einlass Nockenwelle inkl. Kipphebel liegt bei Toyota bei etwa 500 EUR.
Nockenwellen gibt es auch im Zubehör aus den Staaten von MWR. Kipphebel gibt es dort ebenfalls einzeln. Ich kann Dir aber
auch einen Kontakt vermitteln, bei dem Du originale Toyota Kipphebel einzeln bekommst. Und das gar nicht teuer für unter
50 EUR pro Stück.

Zum Thema Ventilspiel, das danach gemacht werden muss:
Die Ventilplättchen müssen auf beiden Ventilen gleichmäßig angepasst werden.

Viele machen die Messung zwischen Nocken und Kipphebel, so wie es in der Literatur vorgesehen ist. Bsp. Einlass
gemessen 0,15 und 0,20. Dann wäre 0,15 mm noch gut, 0,2 mm aber schon zu viel.
Zu der Prüfung kommt dann aber auch noch die Messung des "Höhenunterschiedes" der beiden Ventile, ggf. Ausgleich.

Das eigentliche Ventispiel (also zwischen Ventil und Kipphebel) soll bei dem 2ZZ auf der Einlaßseite 0,2-0,3 mm betragen.
Das läßt sich natürlich direkt prüfen und einstellen, dabei ist dann aber extrem wichtig, das es auf einem Zylinder annähernd
gleich ist, also möglichst 0,25 mm zu 0,25 mm.

Diese Gleichheit wird bei der Prüfung und Einstellung lt. Literatur auch erzielt, allerdings sind dafür ggf. mehrere
Einstellvorgänge an einem Ventil erforderlich.

Das Einstellen des Ventilspiels ist also bei dem 2ZZ-GE Motor nicht ganz so simpel, wie es im ersten Moment erscheint.
Zuerst muß also eine Höhendifferenz der Ventilschäfte ausgeglichen werden, erst dann müssen beide Ventile eines Zylinders
gleichmäßig auf das korrekte Spiel angepasst werden. Wenn das nicht mit der nötigen Sorgfalt passiert, laufen die Nockenwellen schneller ein, als man glaubt!

Beim 2ZZ-GE wird das Spiel zwischen Nocken und Kipphebel gemessen, daher wird es erst nach Umrechnungstabelle (bzw. mit
Faktor 1,5) auf das korrekte Spiel gebracht und danach muß das "tieferstehende" Ventil noch angepasst werden.
Es ist vom Ablauf her aber sinnvoll, das zuerst zu machen, bzw. für den initialen Einstellvorgang das höherstehende
Ventil einzustellen und dann das "tieferstehende" nachzuziehen.

Geschieht das nicht mit der nötigen Sorgfalt, laufen die Nockenwellen schneller ein, als man glaubt.
Daher ist es auch empfehlenswert, das alles von einer Toyota Werkstatt machen zu lassen, die sich mit den 2ZZ auskennt.

Die Einstellung erfolgt über den Austausch der Shims gegen jene mit entsprechender Stärke nach Toyota Tabelle.