Vorab Info: Die Bilder auf meinem 1und1 Server werden wohl von Chrome und anderen Browsern geblockt – ihr müsst also einen Alternativ Browser nutzen oder eventuell den Chrome Browser anders einstellen.

Aus gegebenem Anlass wollte ich mal kurz ein Thema anreißen, das in letzter Zeit und mit zunehmendem Alter des Celicas auch vermehrt an Bedeutung gewinnt.

Ich habe es in diesem Jahr bereits öfters gehabt, das User, die absolut keinerlei Vorerfahrungen mit derlei Bremsanlagen haben, versuchen, die hintere Bremsanlage zu warten und es dabei zu häufig zu einem böses Erwachen kommt.
In einigen Fällen konnten die User noch fahren und das Auto zu mir in meine Werkstatt bringen, teilweise konnte man danach aber auch nicht mehr mit fahren.

Die hintere Bremsanlage ist beim Celica äusserst prädestiniert dafür, massivste Probleme bei der Wartung zu verursachen. Und zwar gibt es sechs wesentliche Punkte, die regelmäßig bei dieser Bremse an Problemen auftauchen:

- Abgerissene Führungsschrauben in der Ankerplatte
- Abgerissene Ecken am Sattel in der Halterung der Belagsstifte
- Völlig verrottete Führungsbuchsen im Sattel und/oder den Schrauben
- Lautes Schleifen nach der Arbeit an der Bremse
- Überhitzung und Zerstörung der Handbremsbeläge durch falsches wiedereinstellen
- Abgerissene Schrauben für den Sockel des Handbremsseils

Hier nochmal die entsprechenden Bilder dazu:

Abgebrochene Ecken an den Belagsstiften und dadurch auch abgerissene Sättel:








Verrottete und in den Führungsbuchsen kaltverschweisste Schrauben, welche normalerweise zwei Einzelteile darstellen und nicht mehr voneinander zu lösen sind:




Abgerissene Schrauben der Führungsbuchsen direkt in der Ankerplatte:


Die Problematik mit dem Schleifen nach der Demontage der Scheibe:




Ich möchte folgendes dazu sagen:
Wenn jemand wirklich selbst an diese Bremse geht, besorgt euch im Vorfeld bitte ein paar Teile, damit ihr im Fall der Fälle
alles da habt. Ich habe sogar mittlerweile alles an den Teilen der HA Bremse am Lager, weil man bei der Bremse mit allem
rechnen muss und ich auf die Teile zurückgreifen kann, wenn ich ein Kundenfahrzeug habe, bei dem mal wieder was an dieser Bremse dazwischenkommt.

Man sollte vor allem da haben:
- Ankerplatten (von Klokkerholm für ca. 200 EUR das Set)
- Führungsbuchsen Satz inkl. Staubschutzmanschetten
- Original Toyota Sattelschrauben

Kurze Erläuterungen zu den Problembereichen und wie man vorgehen kann.

Abreissen der Sattelecken:
Diesem Phänomen kann man relativ leicht Herr werden.
Man darf auf keinen Fall die Führungsstifte der Beläge einfach so rausschlagen. Wenn man das tut, können sich die meist schwergängigen Führungsbolzen an den Bohrungen der Beläge verkanten, wodurch die Kraft so hoch wird, dass die Ecken des Sattels rausbrechen, während man versucht, die Stifte auszutreiben.
Man muss unbedingt vorher mit einem breiten Schraubenzieher und Rostlöser/Drahtbürste die Beläge auf den Haltestiften und die Haltestifte selbst gangbar machen und beim austreiben immer darauf achten, dass sie sich auch weiterhin nicht verkanten, sondern gerade herauskommen:




Die Verrotteten Schrauben in den Führungshülsen:
Ihr seht auf den Bildern weiter oben, dass die Schrauben, die die Führungshülsen an der Ankerplatte halten, welche die Gleitführungen des Sattels bilden, so dermaßen miteinander zusammenrosten, das es keine Chance mehr gibt, diese voneinander zu trennen. Weder mit Hitze, noch mit Vibrationen oder Rostlöser. Technisch wäre das eigentlich nicht problematisch, denn die Schrauben halten lediglich die Hülsen an der Ankerplatte fest, insofern macht das nichts aus, wenn sie zusammengerostet sind. Schön ist es trotzdem nicht, da es die ganzen Demontagearbeiten beim lösen der Schrauben nur schwieriger und kritischer machen (Abreissgefahr durch zu hohe Kraftanwendung).

Ein nächstes Problem ist, das einerseits nicht nur die Schrauben IN den Führungshülsen festrotten, sondern gleichzeitig auch die Hülsen aussenrum IM Sattel, also in den Gleitlagerungen, was natürlich zu Schwergängigkeiten bei der Sattelbewegung führt. In beiden Fällen ist Mangelschmierung das Problem, hervorgerufen durch Wartungsfehler oder Feuchtigkeitseintritt durch defekte Staubmanschetten.

Hier nochmal in den Hülsen fest verrottete Schrauben:


Wenn die Hülsen im Sattel sich nicht mehr bewegen lassen, hilft in der Regel ein moderates erhitzen des Sattels in Verbindung mit Schlägen gegen die Führungsbuchse am abgestützen Bremssattel (z.B. abgestützt gegen den Längslenker, damit der Sattel nicht federt und so die Kraft der Schläge auch an der Führungsbuchse ankommen) um die festen Hülsen auszutreiben.

Hier IM SATTEL festgerottete Führungsbuchsen:


Abgerissene Schrauben an der Ankerplatte, welche die Führungsbuchsen halten:




Hier sieht man es schön. Eine abgerissene Schraube in der Ankerplatte. Worst Case.
Wenn man hier kein Spezialwerkzeug hat, sprich eine Standbohrmaschine, vernünftige Bohrer, hochwertigen Feingewindeschneider, Gewindeschneide- und Reparaturwerkzeug oder Gewindeeinsätze, hat man hier verloren. Dann wird eine neue Ankerplatte fällig. Das perfide dabei ist, man kann nicht pauschal sagen, ob diese Schrauben abreissen oder gut rausgehen.
Man kann sie noch so heiss machen, abbürsten, mit einem Mikroschlagschrauber anlösen und mit Rostlöser fluten…mal brechen sie, mal gehen sie gut raus. Deshalb empfehle ich auch jedem, zwei Ankerplatten da zu haben, für den Fall der Fälle.
Den letzten abgerissenen Bolzen an einer Ankerplatte konnte ich auf Maß aufbohren, raustrennen und das Gewinde nachschneiden…das ist aber nicht immer die Regel und dauert auch extrem lange:


Sollte man die Ankerplatte demotieren müssen, kommt man gleich zum nächsten gefährlichen Punkt:
Die Schraube vom Handbremsseilsockel. Diese reisst auch oftmals ab, trotz ordentliche Vorarbeiten.
Hier kann man in der Regel aber ein grösseres Gewinde schneiden und eine grössere Schraube nehmen oder sogar eine sehr flache Mutter dahinter setzen:


Überhitzen der Handbremsbeläge:
Ich habe es immer wieder erlebt, dass Leute sich neue Handbremsbeläge einbauen (obwohl das äusserst selten notwendig ist – eine schwache Handbremse ist fast immer nur eine Einstellungssache) und die Handbremse dann viel zu stramm einstellen.
Das Ergebnis sind Handbremsbeläge, die immer relativ stark mitschleifen, was man mitunter nicht mal hört.
Man merkt es daran, dass die Trommel nach einer normalen Fahrt mit wenig Bremsungen sehr heiss wird. Die Folge ist, dass die Handbremsbeläge extrem schnell (und dafür reichen wenige Fahrten) durch Überhitzung verschleissen und sich die Beläge förmlich zersetzen.

Schief abgefahren durch viel zu stramme Einstellung (Die Beläge waren erst neu):




Das Problem mit der schleifenden Ankerplatte nach Bremsscheibentausch- oder Demontage habe ich ja auch mal separat behandelt:
www.nipponpower.de/schleifen.html

Wie gesagt, passt bitte unbedingt auf, die Bremse hinten hat es in sich. Wer gar keine Erfahrung mit der Materie hat, sollte lieber die Finger von der Bremse lassen.

Btw. Ich empfehle noch eine 14mm Flachstecknuss, da man beim lösen der Sattelschrauben mit Standard Werkzeug oftmals nicht genug Platz zwischen Federbein und Sattelschraube hat und man das Werkzeug nicht ordentlich ansetzen kann.
Meine Empfehlung: Gedore 19 SK 14